Montag, 8. April 2013

Steine geben Zeugnis

Am vergangenen Sonntag fand die erste Fahrt der Reihe "Steine geben Zeugnis" zu romanischen Kirchen der näheren (oder weiteren) Umgebung im neuen Jahr statt. Sie führte uns nach Oberlahnstein in die Kirche St. Martin, die einen bunten  Stilmix von Romanik bis Barock und eine Anzahl bedeutender Kunstwerke aufweist.

Links ein prächtiger, gotischer Altar
Rechts ein prächtiger, gotischer Altar
Dazwischen kein prächtiger, gotischer Altar
Die Kirche hat wohl auch ein bedutendes Geläute aus den 20er Jahren, das man nach dem Krieg erfreulicherweise wieder vollständig zusammenführen konnte.
Es ist nicht zwangskäufig, dass die von uns besuchten Kirchen auch bedeutende Orgeln haben, aber in diesem Fall war es so. 1742 von Johann Michael Stumm, dem Begründer einer der bedeutendsten Orgelbauerdynastien in Deutschland erbaut, ist sie fast vollständig auf uns gekommen. Die diversen Veränderungen, die in mehr als 200 Jahre gemacht wurden, versuchte man 1968 bei einer grundlegenden Restaurierung wieder rückgängig zu machen (Orgelbau Klais, Bonn)
Es gab auch noch eine Maßnahme im Jahre 1985 über die ich aber nichts Näheres finden konnte.
So "unhistorische" Schalter
sowie die unglaubliche Anlage mit Rückspiegel, Telefon und Orgelbeleuchtung am Mast würde man heute sicherlich nicht mehr so machen. Ebenso wie das Plexiglas hinter den Registerzügen.


Seit geraumer Zeit ist das Pfeifenwerk der Orgel allerdings durch möglicherweise allzu rabiates Stimmen über Jahre hinweg in einen bedauerlich schlechten Zustand. Ich erlebte ein zwar spielbares, aber klanglich unausgeglichenes Instrument. Bei manchen Registern kann man die Schönheit des Klanges nur noch erahnen. Gottlob hat der Raum eine große Akustik, die den Mantel der Barmherzigkeit über so Manches deckt. Dem Vernehmen nach bemüht sich die Gemeinde zur Zeit um eine Restaurierung, die wohl etwa 200 000 Euro kosten soll.

Dennoch war es ein Vergnügen, auf dieser Orgel spielen zu können. Man muss einfach sagen, dass barocke Literatur auf halbwegs authentischen Instrumenten ungleich besser klingt, als auf modernen.
Die Disposition habe ich dem Restaurierungbericht der Fa. Klais entnommen.
Für die Teilnahmer unserer jährlichen Orgelfahrten sei noch erwähnt, dass uns die Orgelbauerfamilie Stumm schon einmal in Durlach begegnet ist, wo in der Stadtkirche noch drei Prinzipal-Register und der Prospekt erhalten geblieben und in einen Neubau von Goll integriert worden sind.

Und bei der nächsten Fahrt "Steine geben Zeugnis" nehme ich eine Kamera mit, mit der man auch scharfe Bilder machen kann.

2 Kommentare:

  1. Richtig: Die fünf bronzenen Glocken wurden 1927 in Apolda gegossen und sind vollständig erhalten, was eine Rarität ist. Die große Martinusglocke wiegt etwa 5,5 Tonnen. Dadurch, daß die größte und die kleinste Glocke zu tief aus dem Guß kamen, kommt eine bemerkenswerte Disposition zu Gehör. Ich selbst habe das Geläut mal an Pfingsten 1995 gehört. Sehr beeindruckend, auch wenn die beiden großen Glocken gekröpft sind.

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    1. Ich finde es bemerkenswert, dass das Geläute im Bewusstsein der Menschen vor Ort präsent zu sein scheint. Man bekommt es bei Führungen sogar/immerhin per CD vorgespielt.

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