Heute, am Abend des Hochfestes der Apostel Petrus und Paulus habe ich die Gelegenheit genutzt, um mein erstes Konzert in der diesjährigen Saison der "Orgelfeierstunden" im Kölner Dom zu besuchen.
Neben dem durch das Hochfest bedingten festlichen Läuten der Domglocken war auch der weihrauchgeschwängerte Raum etwas, das den Zuhörer schon vor Beginn des Konzertes in eine feierliche Stimmung versetzte. Director of Music an der Kathedrale von Leeds, GB, Benjamin Saunders eröffnete das Programm mit dem festlichen „Marche Triomphale“ von Alexandre Guilmant. Satte Klänge, auf einer soliden 32´+16´ Basis ruhend, erfüllten den Raum. Der Rhythmus blieb trotz der Raumakustik dank der gekonnten Registrierung erstaunlich präsent und verwischte nie. Danach folgte als eine Art „Intermezzo“ das Playful-Pizzicato von Benjamin Britten in einer Transkription von Saunders selbst. „Cathedrales“ aus den „Pièces des Fantaisie“ von Louis Vierne ist sicher ein dem Kölner Dom absolut angemessenes Werk. Das ist wahre Kathedralmusik, die ohne eine entsprechende Orgel und Raumakustik zur Karikatur wird. Auch hier holte Saunders aus der Klais-Orgel satte und saftige Klänge heraus, die man sonst selten hört. Nichts schreit, nichts schrebbelt – herrlich! „Satyagrapha“ von Philip Glass folgte als nächstes Werk im Programm. Minimalistische Musik, die für mich immer mit dem Eindruck von „Koyaanisqatsi“, einem experimentellen und sehr beeindruckenden Film Godfrey Reggios verbunden sein wird, für den Glass den Soundtrack schrieb. „Satyagrapha“ ist eine Oper von Philip Glass, das heute gespielte Stück eine Orgelfassung des Finales. Man muss sich als Zuhörer schon auf die eher ungewohnte Musik einlassen, in der Wechsel von Lautstärke/Registrierung und Satzdichte/Figuration immer nur in ganzen Ebenen erfolgt, niemals, kurzschrittig, wie etwa taktweise.
Eine erhabene Monotonie gewissermaßen. Eine weitere Transkription schloss sich an:
Das „Largo“ der Neunten Symphonie („Aus der neuen Welt“) von Antonin Dvorak.
Der Satz hat meines Erachtens eine der schönsten Melodien, die die Musik je hervorgebracht hat. Man merkte, dass die Engländer eine lange Tradition in der Form der Transkription haben und wissen, wie man Orchestermusik auf einer Orgel darstellen kann. Ursprünglich gedacht, um auch finanziell schlehter gestelltem Publikum in den Genuss der Klasiker zu bringen, hat sich die Transkription zu einer eigenen Gattung zwischen Orgel- und Orchestermusik entwickelt. Dieser Satz war von Saunders über die Maßen schön und abwechslungsreich registriert. Die Konzertbesucher waren „hörbar“ ergriffen.
„Passacaglia und Fuge“ des russischen Komponisten Kushnarow war das „offizielle“ Schlussstück des Programms. 1965 komponiert, hat das groß angelegte Werk mit Fuge eine deutlich nüchterne Tonsprache als die anderen Konzertbeiträge und war, obwohl meisterhaft gespielt vielleicht nicht das, was man sich als Schlussstück gewünscht hätte. Der Interpret schloss noch zwei deutlich „volksnähere“ Zugaben an, von denen ich die „Toccatina“ von Pietro Yon erkannt habe. Das letzte Stück war deutlich angejazzt und stammte vielleicht aus einem Musical o.ä.
Ein insgesamt beeindruckendes Erlebnis, bei dem sich zeigte, wie viel Erfahrung englische Konzertorganisten doch im Umgang mit großen Räumen und Orgeln haben.
Immerhin sind ja auch die sogenannten Hochdruckregister, mit denen sich deutsche Großorgeln wie auch die des Kölner Domes erst seit kurzer Zeit schmücken von den Engländern abgekupfert, die schon vor hundert Jahren wussten, wie man große Räume klanglich füllt…
Hier übrigens das besagte Läuten der Domglocken zum Hochfest Peter und Paul.
Nächstes Mal werde ich dann also das Handy besser quer halten.....
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